Rüdiger von Reichert

Bernhard Rüdiger Ritter von Reichert (* 18. August 1917 in München; † 25. Juni 2007 in Gauting) war ein Generalleutnant des Heeres der Bundeswehr und Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr.

Militärische Laufbahn

Aus einer angestammten bayerischen Beamten- und Offiziersfamilie väterlicherseits kommend, wuchs er in Gauting als Sohn eines Oberstleutnants auf. In München besuchte er ein humanistisches Gymnasium. Soldat wurde er 1936 mit dem Dienstgrad eines Fahnenjunkers, wobei er als Angehöriger des Artillerie-Regiments 7 in München diente. Nach der Kriegsschule in Potsdam gehörte er einer Artillerieeinheit in Landshut an.

Danach wurde er mit dem Artillerie-Regiment 268 der 268. Infanterie-Division an den Westwall verlegt und kämpfte 1940 mit seiner Einheit in Frankreich. Im Jahre 1941 kam der in Russland an der Ostfront im Mittelabschnitt zum Einsatz, zuerst als Adjutant, dann als Abteilungs- und Batterieführer. Es folgte eine kriegsnahe Ausbildung zum Generalstab und eine Schulung an der Kriegsakademie in Hirschberg in Schlesien. 1944 wurde er zum Major befördert. Er war dann u. a. Zweiter Generalstabsoffizier (Ib) der 331. Infanterie-Division und Quartiermeister im Generalstab des XXXVI. Gebirgs-Korps. Während des Krieges erhielt er das Eiserne Kreuz I. Klasse.

Nach der Kriegsgefangenschaft in Norwegen kehrte er nach Gauting zurück und gründete ein Atelier für professionelle Photographie für Zwecke der Industrie und der Architektur. Im Jahre 1956 trat er in die Bundeswehr ein, der Tradition seines Vaters und der Familie folgend, wobei er Aufgaben beim Wehrbereichskommando VI in München für drei Jahre wahrnahm. Danach wurde er nach Fort Leavenworth in die USA zu einer Akademie für die Ausbildung zum Generalstab versetzt.

Nach Deutschland 1960 zurückgekehrt, diente er in Bonn im Verteidigungsministerium für weitere vier Jahre und beschäftigte sich mit Fragen der Organisation des Heeres. Im Jahre 1964 übernahm er ein Truppenkommando bei der Panzergrenadierbrigade 10 als stellvertretender Kommandeur in Weiden in der Oberpfalz. Von 1967 bis 1969 führte er als Kommandeur die Panzergrenadierbrigade 11, die der 4. Panzergrenadierdivision unterstellt war.

Im Juni 1969 wurde er zum II. Korps versetzt, wo er Aufgaben als Chef des Stabes übernahm. Von 1970 bis Mitte 1974 hatte er das Kommando über die 4. Jäger-Division in Regensburg, hier schon im Range eines Generalmajors. Ab Juli 1974 diente er als stellvertretender Inspekteur des Heeres. Seine Offizierslaufbahn beendete er im Heer als Generalleutnant und Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr. Er wurde 1973 mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland[1] ausgezeichnet.

Nach seinem Abschied von der Bundeswehr am 1. April 1978 widmete er sich wieder seinen photographischen Arbeiten und begann mit Heimatstudien. Zu diesem Thema veröffentlichte er zwei Bücher. Er trat stets für die Pressefreiheit ein.

Von 1982 bis 1987 war er Leiter des Regionalkreises Bayern der Clausewitz-Gesellschaft.

Die Schriftstellerin Maria von Taube hat in ihren Kindheitserinnerungen die unbeschwerten Jahre von Gauting und ihre Freundschaft mit Rüdiger von Reichert in dem Buch Zwischen Kolonie und Dorf aufgeschrieben. Er starb am 25. Juni 2007 an einem Schlaganfall.

Schriften

  • Die Bundeswehr in der sich wandelnden Gesellschaft, in: Wehrkunde 1971, S. 353
  • Das Artillerie-Regiment 7 der Reichswehr und Wehrmacht, Gauting 1990
  • Schloss Fußberg an der Würm – Acht Jahrhunderte eines Herrensitzes, München 2001 ISBN 3-87410-091-X
  • Als die Amis kamen – Kriegsende im Würmtal 1945, München 2004 ISBN 3-87410-101-0

Literatur

  • Nachruf auf Rüdiger von Reichert
  • Albrecht Charisius, Julius Mader, Nicht länger geheim, Berlin 1978
  • Munzinger-Archiv, Ravensburg 1989

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In: Bundesanzeiger. Jg. 25, Nr. 190, 9. Oktober 1973.

Gustav-Adolf Kuntzen (1964–1967) | Herbert Büchs* (1967–1971) | Bernd Freytag von Loringhoven (1971–1973) | Karl Schnell (1973–1975) | Harald Wust (1975–1976) | Rüdiger von Reichert (1976–1978) | Johannes Poeppel (1978–1979) | Helmut Heinz (1979–1982) | Walter Windisch (1982–1985) | Horst Jungkurth (1985–1987) | Siegfried Storbeck (1987–1991) | Jürgen Schnell*** (1991–1994) | Hans Frank (1994–1999) | Hartmut Moede (1999–2000) | Rainer Feist** (2000–2002) | Dirk Böcker (2002–2005) | Johann-Georg Dora (2005–2010) | Günter Weiler (2010–2013) | Peter Schelzig (2013–2015) | Markus Kneip (2015–2017) | Joachim Rühle (2017–2020) | Markus Laubenthal (2020–2024) | Andreas Hoppe (seit 2024)


1967(*)–2001(**) zugl. Inspekteur der Zentralen Militärischen Dienststellen der Bundeswehr
seit 1991 (***) zugl. Beauftragter für Reservistenangelegenheiten der Bundeswehr

Stellvertretende Inspekteure des Heeres der Bundeswehr

Peter von der Groeben (1957) | Hellmuth Laegeler (1957–1958) | Joachim Schwatlo-Gesterding (1958–1960) | Leo Hepp (1960–1961) | Karl Wilhelm Thilo (1961–1964) | Josef Moll (1965–1966) | Hubert Sonneck (1966–1968) | Karl Schnell (1968) | Hellmut Grashey (1968–1969) | Ernst Ferber (1970–1971) | Siegfried Schulz (1971–1974) | Rüdiger von Reichert (1974–1976) | Rudolf Reichenberger (1977–1979) | Eberhard Burandt (1979–1983) | Heinz Kasch (1983–1986) | Wolfgang Malecha (1986–1988) | Harald Schulz (1988–1992) | Hartmut Bagger (1992–1994) | Winfried Weick (1994–1997) | Edgar Trost (1997–2000) | Gert Gudera (2000–2001) | Manfred Dietrich (2001–2005) | Jürgen Ruwe (2005–2006) | Günter Weiler (2006–2010) | Bruno Kasdorf (2010–2012) | Reinhard Kammerer (2012–2014) | Jörg Vollmer (2014–2015) | Carsten Jacobson (2015–2018) | Johann Langenegger (2018–2023) Harald Gante (seit 2023)

Kommandeure der 4. Panzergrenadierdivision

Hans Höffner (1956) | Kurt Spitzer (1956–1957) | Hellmuth Laegeler (1957–1959) | Friedrich Alfred Übelhack (1959–1964) | Johannes Härtel (1964–1966) | Hellmut Grashey (1966–1968) | Helmut Schönefeld (1968–1970) | Joachim-Frithjof Lindner (1970–1971) | Rüdiger von Reichert (1971–1974) | Gert Kohlmann (1974–1980) | Gerhard Wachter (1980–1982) | Wolfgang Odendahl (1982–1985) | Kurt Barthel (1985–1989) | Jürgen Reichardt (1989–1994)

Normdaten (Person): GND: 123644402 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n2002045774 | VIAF: 10759498 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Reichert, Rüdiger von
ALTERNATIVNAMEN Reichert, Bernhard Rüdiger Ritter von (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Militär, Generalleutnant der Bundeswehr und stellvertretender Generalinspekteur
GEBURTSDATUM 18. August 1917
GEBURTSORT München
STERBEDATUM 25. Juni 2007
STERBEORT Gauting