Uwe Wittstock

Uwe Wittstock (* 5. Juni 1955 in Leipzig) ist ein deutscher Literaturkritiker, Lektor und Autor.

Werdegang

Wittstock begann seine Tätigkeit als Journalist bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, wo er von 1980 bis 1989 in der Literaturredaktion arbeitete. Von 1989 bis 1999 war Wittstock leitender Lektor für deutschsprachige Gegenwartsliteratur im Frankfurter S. Fischer Verlag.[1] In diesem Zeitraum war er auch Mitherausgeber der Literaturzeitschrift Neue Rundschau. 2000 wurde er zunächst stellvertretender Feuilletonchef der Tageszeitung Die Welt, seit 2002 war er deren Kulturkorrespondent in Frankfurt am Main. Vom 1. Oktober 2010 bis Ende 2017 war Wittstock Literaturchef des Magazins Focus. Er lebt bei Frankfurt am Main.

Wittstocks Buch „Februar 33. Der Winter der Literatur“ stand zwischen September 2021 und Februar 2022 mehrere Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste und wurde in neun Sprachen übersetzt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bezeichnete es als „einen großen Wurf“[2], die Süddeutsche Zeitung schrieb: „Die atmosphärische Dichte und die Zuneigung, die Wittstock für seine [...] Figuren entwickelt, machen sein Buch zu einer Art emphatischer Geschichtsschreibung.“[3] Der Schriftsteller Pankaj Mishra nannte das Buch in der New York Review of Books als „ein gekonnt konstruiertes Kaleidoskop [...] es liest sich wie ein rasanter Roman“[4] und Le Monde bezeichnete es als „eine blendende chorische Erzählung“[5]. Dagens Nyheter (Stockholm) schrieb: „Selten wurde Literaturgeschichte so anschaulich, fast filmisch beschrieben.“[6]

Mit dem 2024 erschienenen Buch Marseille 1940. Die große Flucht der Literatur gelang Wittstock ein erneuter großer Erfolg mit einem Sachbuch über ein Kapitel deutscher Literaturgeschichte im Exil, das von der Literaturkritik äußerst positiv aufgenommen wurde.[7]

Auszeichnungen

1989 wurde Wittstock mit dem Theodor-Wolff-Preis für Journalismus ausgezeichnet. 2006 vergab er als alleinverantwortlicher Vertrauensmann der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft den Kleist-Preis an Daniel Kehlmann. Im Jahr 2019 erhielt er das Spreewald-Literaturstipendium. 2023 wurde sein Buch „Februar 33. Der Winter der Literatur“ für den Prix du Livre Européen nominiert.[8]

Werke

  • Franz Fühmann. Eine Monographie. Verlag C.H.Beck, München 1988, ISBN 3-406-33157-2.
  • Leselust – Wie unterhaltsam ist die neue deutsche Literatur? – ein Essay. Luchterhand Literaturverlag, München 1995, ISBN 3-630-87981-0.
  • Der Familienplanet. Eltern, Kinder, Katastrophen. Verlag C.H.Beck, München 2004, ISBN 3-406-52294-7.
  • Marcel Reich-Ranicki. Geschichte eines Lebens. Blessing Verlag, München 2005, ISBN 3-89667-274-6.
  • Die Büchersäufer – Streifzüge durch den Literaturbetrieb. Zu Klampen Verlag, Springe 2007, ISBN 978-3-86674-005-1.
  • Nach der Moderne – Essay zur deutschen Gegenwartsliteratur in zwölf Kapiteln über elf Autoren. Wallstein Verlag, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8353-0561-8.
  • Der Fall Esra. Ein Roman vor Gericht – Über die neuen Grenzen der Literaturfreiheit. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2011, ISBN 978-3-462-60008-7.
  • Marcel Reich-Ranicki – die Biografie. Blessing Verlag, München 2015, ISBN 978-3-89667-543-9.
  • Karl Marx beim Barbier. Leben und letzte Reise eines deutschen Revolutionärs. Blessing Verlag, München 2018, ISBN 978-3-89667-612-2.
  • Franz Fühmann. Wandlung ohne Ende. Eine Biografie. Hinstorff Verlag, Rostock 2021, ISBN 978-3-356-02378-7.
  • Februar 33 : Der Winter der Literatur. Verlag C. H. Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-77693-9
  • Marseille 1940 : Die große Flucht der Literatur. Verlag C. H. Beck, München 2024, ISBN 978-3-406-81490-7.

Herausgeber (Auswahl)

  • Heiner Müller: Der Auftrag und andere Revolutionsstücke. Reclam-Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 978-3-15-008470-0.
  • Günter de Bruyn. Materialien zu Leben und Werk. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-596-10960-4.
  • Gerhard Roth. Materialien zu 'Die Archive des Schweigens'. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-596-11274-5.
  • Wolfgang Hilbig. Materialien zu Leben und Werk. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-596-12253-8.
  • Die Erfindung der Welt. Zum Werk von Christoph Ransmayr. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1997. ISBN 3-596-13433-1.
  • Ade, ihr schönen Scheine – europäische Schriftsteller nehmen Abschied von ihren Währungen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2001, ISBN 978-3-423-20514-6.
  • Postmoderne in der deutschen Literatur. Lockerungsübungen aus 50 Jahren. Wallstein Verlag, Göttingen 2015, ISBN 978-3-8353-1602-7.
  • Franz Fühmann: Mein letzter Flug. Roman einer Jugend unter Hitler in acht Erzählungen. Hinstorff Verlag, Rostock 2021, ISBN 978-3-356-02377-0.

Weblinks

  • Literatur von und über Uwe Wittstock im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Homepage von Uwe Wittstock
  • Uwe Wittstock. In: perlentaucher.de. Perlentaucher Medien GmbH, abgerufen am 23. April 2022. 

Einzelnachweise

  1. Uwe Wittstock. In: perlentaucher.de. Perlentaucher Medien GmbH, abgerufen am 23. April 2022. 
  2. Frankfurter Allgemeine, 4. September 2021, Seite 12
  3. SZ, 17.9.2021, Seite 11
  4. New York Review of Books, 2.11.2023
  5. Le Monde, 17.3.2023, Seite 7
  6. Dagens Nyheter, 9.11.2022, Seite 5
  7. Zusammenfassung von Rezensionen aus NZZ, TAZ, FAZ, Welt, Zeit, SZ und DLF Kultur, abgerufen am 17.04.2024
  8. admin: Février 33. 25. Juli 2023, abgerufen am 16. November 2023 (französisch). 
Normdaten (Person): GND: 123320690 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n86046929 | VIAF: 109962502 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Wittstock, Uwe
KURZBESCHREIBUNG deutscher Literaturkritiker und Autor
GEBURTSDATUM 5. Juni 1955
GEBURTSORT Leipzig