Reuß-Ebersdorf

Konventionstaler von 1766 mit Heinrich XXIV. (1747–1779)
Residenz Schloss Ebersdorf, Parkseite
Residenz Schloss Ebersdorf, Straßenseite

Die Grafschaft Reuß-Ebersdorf entstand nach mehreren Teilungen der jüngeren Linie Reuß ebenso wie die Grafschaft Reuß-Hirschberg 1678 aus einer Teilung der Grafschaft Reuß-Lobenstein und existierte bis 1848.

Geschichte

Ebersdorf wurde der Hauptort der Grafschaft. Er wird 1401 als Sitz eines Rittergutes mit etlichen Katen erstmals urkundlich erwähnt. Mit dem Einzug Graf Heinrichs X. wurde Ebersdorf Residenz. Der Graf begann mit dem Bau eines Schlosses, das unter seinen Nachfolgern systematisch erweitert wurde. Am Ende des 18. Jahrhunderts erhielt es eine klassizistische Südfront. Mit einer Parkanlage im französischen Stil wurde begonnen.

1712 fiel die halbe Grafschaft Hirschberg, 1824 die inzwischen gefürstete Grafschaft Lobenstein an Ebersdorf. Trotz dieser Erweiterungen blieb das 1806 ebenfalls zum Fürstentum erhobene Ländchen ein Gebiet, das über 24.000 Einwohner auf wenigen Quadratkilometern nicht hinauskam und damit ein typisches Beispiel eines deutschen Duodezfürstentums darstellte.

Auf Grund verwandtschaftlicher Beziehungen zum Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, dem Führer der Herrnhuter Brüder, nahm Heinrich XXIX. 1732 und in den folgenden Jahren Gruppen von Emigranten der Brüdergemeine, die wegen ihres Glaubens von der katholischen Kirche vertrieben wurden, in Ebersdorf auf. Sie errichteten in der Grafschaft eine eigene Siedlung und entfalteten eine rege soziale Tätigkeit.

1806 nahm Kaiser Napoléon Bonaparte während des Feldzugs gegen Preußen vorübergehend im Ebersdorfer Schloss Quartier. Der Durchzug der französischen Truppen brachte dem Land Plünderung und Verwüstung. Das nunmehrige Fürstentum verarmte und konnte sich nur langsam erholen.

Die letzten Jahre des Fürstentums verliefen recht turbulent. Heinrich LXXII., ein lebensfroher Junggeselle, lud 1843 die Tänzerin Lola Montez nach Ebersdorf ein. Launenhaft und arrogant, benahm sie sich einige Wochen so unmöglich, dass der Fürst sie ausweisen musste. 1846 ging sie nach München und wurde die Maitresse König Ludwigs I., der ihretwegen in der Revolution von 1848 den Thron räumen musste.

Auch im Fürstentum Reuß-Ebersdorf kam es im gleichen Jahr zu Unruhen. Das Volk verlangte Pressefreiheit, Volksvertretung und unabhängige Rechtsprechung. Fürst Heinrich LXXII. dankte daraufhin ab und zog sich auf die Familiengüter in Sachsen zurück. Mangels Nachkommen fiel das Fürstentum an Reuß-Schleiz, das zusammen mit Reuß-Gera die jüngere Linie Reuß bildete.

Heinrich XXVII., der letzte Fürst von Reuß jüngerer Linie, ruht im von Ernst Barlach gestalteten Grabmal im Park von Schloss Ebersdorf. Die vier Särge seiner Familie wurden im August 1931 überführt von der Bergkirche Schleiz, der Begräbnisstätte des Hauses Reuß.[1]

Übersicht der Regenten

Grafen Reuß zu Ebersdorf

  • Heinrich X. (1678–1711)
  • Heinrich XXIX. (1711–1747)
  • Heinrich XXIV. (1747–1779)
  • Heinrich LI. (1779–1806), seit 1806 Fürst Reuß zu Ebersdorf

Fürsten Reuß zu Ebersdorf

  • Heinrich LI. (1806–1822)
  • Heinrich LXXII. (1822–1848)

Siehe auch: Fürstenhaus Reuß

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Der Ebersdorfer Landschaftspark | saalburg-ebersdorf.de. Abgerufen am 11. Juli 2021. 
Mitgliedstaaten des Rheinbundes (1806–1813)

Rang erhöht durch Napoleon → Königreiche: Bayern | Sachsen | Württemberg | Großherzogtümer: Baden | Hessen | Herzogtum: Nassau

Napoleonische Staaten → Königreiche: Westphalen | Großherzogtümer: Berg | Würzburg | Fürstentümer: Aschaffenburg (ab 1810 als Großherzogtum Frankfurt) | Von der Leyen | Regensburg (bis 1810)

Unverändert → Herzogtümer: Anhalt-Bernburg | Anhalt-Dessau | Anhalt-Köthen | Arenberg-Meppen | Mecklenburg-Schwerin | Mecklenburg-Strelitz | Oldenburg | Sachsen-Coburg-Saalfeld | Sachsen-Gotha-Altenburg | Sachsen-Hildburghausen | Sachsen-Meiningen | Sachsen-Weimar, Sachsen-Eisenach (seit 1741 Personalunion, ab 1809 Realunion), Sachsen-Weimar-Eisenach | Fürstentümer: Hohenzollern-Hechingen | Hohenzollern-Sigmaringen | Isenburg-Birstein | Liechtenstein | Lippe | Reuß-Ebersdorf | Reuß-Greiz | Reuß-Lobenstein | Reuß-Schleiz | Salm-Kyrburg | Salm-Salm | Schaumburg-Lippe | Schwarzburg-Rudolstadt | Schwarzburg-Sondershausen | Waldeck

Kaisertum

Österreich

Königreiche

Bayern Hannover Preußen Sachsen Württemberg

Kurfürstentum

Hessen (Kassel)

Großherzogtümer

Baden Hessen (Darmstadt) Luxemburg Mecklenburg-Schwerin Mecklenburg-Strelitz Oldenburg Sachsen-Weimar-Eisenach

Herzogtümer

Anhalt (ab 1863) Anhalt-Bernburg (bis 1863) Anhalt-Dessau (bis 1863) Anhalt-Köthen (bis 1847) Holstein Lauenburg Limburg (1839-1866) Nassau Sachsen-Altenburg (ab 1826) Sachsen-Coburg-Saalfeld – ab 1826 als Sachsen-Coburg-Gotha Sachsen-Gotha-Altenburg (bis 1826) Sachsen-Hildburghausen (bis 1826) Sachsen-Meiningen Herzogtum Braunschweig

Fürstentümer

Hessen-Homburg (1817-1866) Hohenzollern-Hechingen (bis 1850) Hohenzollern-Sigmaringen (bis 1850) Liechtenstein Lippe Reuß älterer Linie Reuß jüngerer Linie (ab 1848) Reuß-Ebersdorf (bis 1824) Reuß-Lobenstein (bis 1824) Reuß-Lobenstein und Ebersdorf (1824–1848) Reuß-Schleiz (bis 1848) Schaumburg-Lippe Schwarzburg-Rudolstadt Schwarzburg-Sondershausen Waldeck-Pyrmont

Freie Städte

Bremen Frankfurt am Main Hamburg Lübeck

Mitgliedstaaten des Deutschen Zollvereins (1834–1919)

Preußen (ab 1834) (mit den zugehörigen Gebieten: Anhalt-Bernburg (1834–1863), Anhalt-Dessau (1834–1863), Anhalt-Köthen (1834–1847), Anhalt (ab 1863), Waldeck (ab 1834), Lippe (ab 1841), Lauenburg (1865–1876), Schleswig-Holstein (ab 1867)) | Hessen-Darmstadt (ab 1834) | Hessen-Kassel (1834–1866) | Hessen-Homburg (1835–1866) | Bayern (ab 1834) | Württemberg (ab 1834) (mit den zugehörigen Gebieten: Hohenzollern-Hechingen (1834–1850), Hohenzollern-Sigmaringen (1834–1850)) | Sachsen (ab 1834) | Zoll- und Handelsverein der Thüringischen Staaten (ab 1834) (mit den zugehörigen Gebieten: Sachsen-Weimar-Eisenach (ab 1834), Sachsen-Altenburg (ab 1834), Sachsen-Meiningen (ab 1834), Sachsen-Coburg und Gotha (ab 1834), Schwarzburg-Rudolstadt (ab 1834), Schwarzburg-Sondershausen (ab 1834), Reuß-Greiz (ab 1834), Reuß jüngerer Linie (ab 1848), Reuß-Schleiz (1834–1848), Reuß-Lobenstein und Ebersdorf (1834–1848)) | Baden (ab 1835) | Nassau (1835–1866) | Frankfurt (1836–1866) | Braunschweig (ab 1841) | Luxemburg (ab 1842) | Hannover (1854–1866) (mit den zugehörigen Gebieten: Schaumburg-Lippe (ab 1854)) | Oldenburg (ab 1854) | Hamburg (ab 1888) | Bremen (ab 1888) | Lübeck (ab 1868) | Elsaß-Lothringen (ab 1871) | Mecklenburg-Strelitz (ab 1867) | Mecklenburg-Schwerin (ab 1867)

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