Hugo von Lannoy

Hugo van Lannoy im Wappenbuch des Ordens vom Goldenen Vlies. Auf dem Wappenschild sind drei grüne Löwen auf silbernem Grund als Wappen des Hauses Lannoy zu erkennen.

Hugo von Lannoy (niederländisch: Huyghe bzw. Hugo van Lannoy, französisch.: Hue bzw. Hugues de Lannoy), Herr von Santes (* 1384; † 1. Mai 1456) war ein Angehöriger des westflämischen Adels, der in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Diensten der burgundischen Herzöge stand.

Leben

Hugo von Lannoy entstammte dem jüngeren Zweig des flämischen Adelsgeschlechts Lannoy (frz.: Maison de Lannoy). Schon als junger Ritter zog er nach Palästina, um im Heiligen Land zu kämpfen und nahm ebenfalls an einem Feldzug gegen die Tataren teil. Nachdem er von seiner Reise in den Osten zurückgekehrt war, stellte er sich in den Dienst von Johann Ohnefurcht, der ebenfalls Erfahrungen auf Feldzügen im Osten gesammelt hatte. Johann, der von seiner Mutter Flandern geerbt hatte und von seinem Vater Burgund, war in die Machtkämpfe um die Herrschaft im damaligen Frankreich tief verwickelt. Obwohl mit den Anhängern des Herzog von Orleans (Armagnacs) verfeindet, zog man mehr oder weniger gemeinsam gegen den englischen König in den Kampf.

So kämpfte Hugo von Lannoy im Herbst 1415 ebenso wie sein Bruder Ghillebert in der Schlacht von Azincourt mit den burgundischen Truppen (Bourguignons) etwas halbherzig auf Seiten der Franzosen gegen die englischen Truppen. Die Franzosen wurde dementsprechend vernichtend geschlagen und Hugo geriet in Gefangenschaft. Er kam jedoch bald wieder frei und als im Jahr 1419, vier Jahre nach der Schlacht, Johann Ohnefurcht von der Gegenpartei umgebracht wurde, war Lannoy in der Folge unter dessen Nachfolger, Philipp dem Guten, in diplomatischen Missionen tätig. So vermittelte er in den Turbulenzen, die durch die Eheschließung der Nichte von Johann Ohnefurcht Jacoba von Baiern mit Humphrey von Gloucester im Jahr 1422 entstanden waren. Die kinderlose Ehe wurde jedoch bereits 1428 für nichtig erklärt und es wurde vereinbart, dass Jacoba von Baiern eine erneute Heirat mit dem Herzog absprechen müsse. Als sie jedoch im Juli 1432 heimlich und damit vertragswidrig Frank van Borsselen geheiratet hatte und Philipp der Gute als Reaktion darauf die Grafschaften Holland, Zeeland und Hennegau in Besitz nahm, wurde Hugo im Jahr darauf (1433) als Statthalter des Herzogs von Burgund für Holland und Zeeland eingesetzt. Er blieb dies bis zum Jahr 1440. Gemeinsam mit seinen jüngeren Brüdern Ghillebert und Bauduin wurde Hugo unter die ersten 24 Ritter[1] in den Orden vom Goldenen Vlies bei dessen Gründung im Jahr 1430 durch Philipp dem Guten aufgenommen, was seine Bedeutung in der burgundischen Hofhierarchie unterstreicht. Hugo starb 1456 kinderlos und wurde im damals südflandrischen Rijsel (das heutige Lille) begraben. Da er keine direkten Erben hinterlassen hatte trug sein Bruder Ghillebert ab 1456 den Titel Herr von Santes.

  • Herzog Johann Ohnefurcht (reg. 1404–1419)
    Herzog Johann Ohnefurcht (reg. 1404–1419)
  • Die Grafschaft Flandern in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
    Die Grafschaft Flandern in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
  • Herzog Philipp der Gute (reg. 1419–1467)
    Herzog Philipp der Gute (reg. 1419–1467)
  • Burgundische Ausweitung (Holland, Zeeland u. a.) unter Philipp dem Guten
    Burgundische Ausweitung (Holland, Zeeland u. a.) unter Philipp dem Guten
  • Jacoba von Baiern (1401–1436)
    Jacoba von Baiern (1401–1436)
  • Frank von Borsselen (1396–1470)
    Frank von Borsselen (1396–1470)

Literatur

  • Simona Slanička: Krieg der Zeichen. Die visuelle Politik Johanns ohne Furcht und der armagnakisch-burgundische Bürgerkrieg. Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2002, ISBN 3-525-35178-X
  • Raphaël de Smedt (Hrsg.): Les chevaliers de l’ordre de la Toison d’or au XVe siècle. Notices bio-bibliographiques. 2. Auflage, Peter Lang, Frankfurt 2000, ISBN 3-631-36017-7 (Kieler Werkstücke. Reihe D, Nr. 3), S. 14–17, Nr. 7.

Weblinks

  • Jacoba von Baiern, Huygens Instituut (niederländisch)
Commons: Hugo von Lannoy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Nachweise

  1. Holzschuh-Hofer: Die Feuereisen-Symbolik: Ihre Voraussetzungen bei Johann ohne Furcht und die Einführung unter Philipp dem Guten
Statthalter von Holland, Zeeland und (ab 1528) Utrecht

Statthalter der Herzöge von Burgund: Hugo von Lannoy | Wilhelm von Lalaing | Goswin de Wilde | Johann von Lannoy | Ludwig von Gruuthuse | Wolfhart VI. von Borsselen | Josse de Lalaing
Statthalter der Habsburger: Johann III. von Egmond | Heinrich III. von Nassau-Breda | Antoine I. de Lalaing | Renatus von Oranien-Nassau | Ludwig von Flandern | Maximilian von Burgund | Wilhelm I. von Oranien | Maximilien de Hénin-Liétard | Philipp von Noircarmes | Ferdinand de Lannoy | Gilles de Berlaymont
In der Republik der Vereinigten Niederlande Joost de Soete (Utrecht) | Adolf von Neuenahr (Utrecht) | Moritz von Oranien | Friedrich Heinrich von Oranien | Wilhelm II. von Oranien | Wilhelm III. von Oranien | Wilhelm IV. von Oranien | Wilhelm V. von Oranien

Normdaten (Person): GND: 132250888 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 30693215 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Hugo von Lannoy
ALTERNATIVNAMEN Hugo van Lannoy
KURZBESCHREIBUNG Angehöriger des westflämischen Adels
GEBURTSDATUM 1384
STERBEDATUM 1. Mai 1456