Hans von Reutlingen

Hans von Reutlingen (auch Hans von Aich, * um 1465 in Aachen; † nach 1547 in Aachen) war ein deutscher Goldschmied des Mittelalters.

Leben und Wirken

Hans von Reutlingen, auch genannt Hans von Aich, war über 40 Jahre in Aachen tätig. Sein Meisterzeichen setzt sich aus den Anfangsbuchstaben seiner Namen: Johannes von Reutlingen, JR, kreuzförmig angeordnet zusammen. Obwohl Aachen im Mittelalter eines der Goldschmiedezentren war, ist kein Kunstwerk im Weichen Stil des 15. Jahrhunderts überliefert. Lediglich das Apostel-Antependium des Aachener Domschatzes[1] lässt die Tradition anklingen.

Wie es dazu kam, dass Hans von Reutlingen überregionale Bedeutung gewann, ist nicht tradiert. Sein Siegel- und Münz-Werk durchläuft die Stilrichtungen der Spätgotik und der Frührenaissance.

Sein Hauptwerk ist gekennzeichnet durch manieristisch eingesetzte Architekturteile. Hans von Reutlingen "jongliert" auf dem Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens vorbildlos mit Arkaden und Baldachinen zu einer Zeit, als der Manierismus sich noch nicht als Stil herausgebildet hatte. Auf diese Weise verlieh er dem schweren Goldmaterial Leichtigkeit.

Im Alter von über 80 Jahren verstarb Aachens bekanntester Goldschmied. Sein Grab ist unbekannt. Sein Œuvre umfasst 75 % profane und 25 % sakrale Werke.

Werke (Auswahl)

Krönungsevangeliar, Einband, Weltliche Schatzkammer, Wien
Heiliger Petrus (um 1510), Aachener Domschatzkammer
  • Lambertusreliquiar
    Lambertusreliquiar
  • Anna selbdritt
    Anna selbdritt
  • Kruzifix, Burtscheid
    Kruzifix, Burtscheid
  • Monstranz von Karl V.
    Monstranz von Karl V.
  • Chormantelschließe
    Chormantelschließe
  • Monstranz, Frelenberg
    Monstranz, Frelenberg
  • Agnus Dei Reliquiar
    Agnus Dei Reliquiar
  • Paxtafel und Messpollen, St. Foillan
    Paxtafel und Messpollen, St. Foillan
  • Stiftssiegel des Aachener Marienstifts
    Stiftssiegel des Aachener Marienstifts

Verlorene Werke

  • 1515 Annenbüste
  • 1516 Bischofsstab
  • Kreuz

Rezeption (Auswahl)

  • Chormantelschließe, St. Ursula (Köln)
  • Fälschung der Chormantelschließe, Victoria und Albert Museum, London
  • im 19. Jahrhundert Kopien seiner Werke:
  1. Ursulareliquiar rez. Auferstandenen, Aachen
  2. Buckelbecher
  • 2001 wurde eine 13 m lange und 3 m breite Gasse in der Aachener Innenstadt nach ihm benannt.

Literatur

  • Ernst Günther Grimme: Hans von Reutlingen "golsmit zo aach". Einhard Verlag, Aachen 1999, ISBN 3-930701-71-5. 
  • Ernst Günther Grimme: Aachener machen Geschichte. Hrsg.: Bert Kasties, Manfred Sicking. Band 1. Shaker Verlag, Aachen 1997, ISBN 3-8265-3003-9, Hans von Reutlingen, S. 43–53. 
  • Hans von Reutlingen. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 69, de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-598-23036-3, S. 165.
Commons: Hans von Reutlingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Hochaltar des Aachener Münsters – Antependium mit Darstellung der zwölf Apostel im Bildindex der Kunst und Architektur.
  2. Stehender Bischof – Metropolitan Museum of Art
Normdaten (Person): GND: 122143728 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n00008979 | VIAF: 15998123 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Hans von Reutlingen
ALTERNATIVNAMEN Hans von Aich
KURZBESCHREIBUNG deutscher Goldschmied
GEBURTSDATUM um 1465
GEBURTSORT Aachen
STERBEDATUM nach 1547
STERBEORT Aachen