Bernard Manin

Bernard Manin, 2013

Bernard Manin (* 19. April 1951 in Marseille) ist ein französischer Politikwissenschaftler und Professor of Politics an der New York University.[1]

Leben

Seine Forschungsschwerpunkte sind die Demokratietheorie (insbesondere der Vergleich zwischen Demokratie und Aristokratie). Außerdem beschäftigt sich Manin mit politischer Repräsentation.

Manin rekonstruiert verschiedene Perspektiven auf die Entscheidungsverfahren in der Demokratie. In Athen galten Entscheidung durch Los als demokratisches Verfahren, während Entscheidungen durch Wahl als aristokratischer Modus der Entscheidungsfindung angesehen wurden.[2] Diese Unterscheidung sei auch im antiken Rom und in den Stadtstaaten Italiens gängig gewesen.

In seinem Werk Kritik der repräsentativen Demokratie, beschreibt er unter dem Stichwort „Metamorphosen der repräsentativen Demokratie“ die Veränderung und Rezeption der demokratischen Repräsentationsformen von der klassisch-parlamentarischen Demokratie über die Parteiendemokratie bis hin zur Publikumsdemokratie.

Typ klassisch-parlamentarische Demokratie Parteiendemokratie Publikumsdemokratie[3]
Auswahl des Repräsentanten Identifikation mit einzelnem Kandidaten Identifikation mit einer Partei (entlang von Konfliktlinien) Identifikation mit einzelnem (Spitzen-)Kandikaten

Typischer Repräsentant

Honoratioren Parteiaktivist Medienprofi
Öffentliche Meinung im politischen Prozess Stoppt vor den Toren des Parlaments Äußert sich in der Unterscheidung von Regierung und Opposition Kommt entscheidende Bedeutung im Wahlkampf und bei der Wahl zu
Ort der Entscheidungsfindung Verhandlung im Parlament Verhandlung innerparteilich und zwischen den Parteien; Neokorporatismus Verhandlung zwischen Partei- und Verbandseliten, Debatte in den Medien
Zurechenbarkeit der Entscheidung[4] Entscheidungen gehen auf Parlamentsmehrheit zurück Entscheidungen sind Parteien (und auch Verbänden) zuzurechnen Entscheidungen beruhen auf externen Beratern und Kommissionen
Autonomie des Repräsentanten[4] Abgeordnete sind nur ihrem Gewissen unterworfen Richtlinienkompetenz des Parteiführers; Fraktionsdisziplin Wahl aufgrund eines Images; Medientauglichkeit
Rechenschaftspflicht[4] Abgeordneter gegenüber Wählerschaft rechenschaftspflichtig Partei und ihre Mitglieder gegenüber Wählerschaft rechenschaftspflichtig Spitzenkandidat gegenüber Medien

Tabelle in Anlehnung an:[5], ganz ähnlich auch [6]

Werke

  • The principles of representative government, Cambridge Univ. Press, Cambridge 1997, ISBN 0-521-45258-9
    • deutsch: Kritik der repräsentativen Demokratie, übersetzt von Tatjana Petzold, Mathes und Seitz, Berlin 2007, ISBN 3-88221-022-2
  • On Legitimacy and Deliberation, in: Political Theory, 15. Jg., H. 3 / 1987, S. 338–368.

Als Herausgeber

  • Adam Przeworski, Susan C. Stokes und Bernard Manin (Hrsg.): Democracy, Accountability and Representation, Cambridge 1999.

Weblinks

  • Rezension I von Kritik der repräsentativen Demokratie: Hubertus Buchstein Bernard Manin: Kritik der repräsentativen Demokratie. (PDF-Datei), Aus dem Englischen übersetzt von Tatjana Petzer. Berlin: Matthes & Seitz 2007, 349 S. in: Politische Vierteljahresschrift Vol. 48, Number 3, 2007, 592–593.
  • Rezension II von Kritik der repräsentativen Demokratie: Franz Schandl Wahl oder Los? Zu Bernard Manins “Kritik der repräsentativen Demokratie”. In: krisis. Beiträge zur Kritik der Warengesellschaft. 31. Dezember 2007
  • Dokument Publikumsdemokratie revisited – Nachwort zur deutschen Ausgabe, aus: Bernard Manin, Kritik der repräsentativen Demokratie, Berlin 2007, S. 327–349.
  • Interview mit Bernard Manin und Nadia Urbinati: Hélène Landemore: Is Representative Democracy Really Democratic? (PDF-Datei; 210 kB), New York 2007.

Einzelnachweise

  1. Homepage von Prof. Manin an der New York University
  2. vgl. Bernard Manin: Kritik der repräsentativen Demokratie, Berlin 2007, S. 96.
  3. Annette Knaut (2011): Abgeordnete als Politikvermittler. Zum Wandel von Repräsentation in modernen Demokratien, Baden-Baden, hier z.B: S. 20.
  4. a b c vgl. Julia von Blumenthal:Originals vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pw-portal.de, in: Zeitschrift für Politikwissenschaft, 12. Jg. (2002), H. 1, S. 3–26, hier: S. 11.
  5. vgl. Bernard Manin: Kritik der repräsentativen Demokratie, Berlin 2007, S. 193–238, ähnliche Tabelle s. Bernard Manin: The principles of representative government, Cambridge Univ. Press, Cambridge 1997, S. 235.
  6. vgl. Annette Knaut: Abgeordnete als Politikvermittler. Zum Wandel von Repräsentation in modernen Demokratien, Baden-Baden, S. 49.
Normdaten (Person): GND: 132741008 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n79081195 | VIAF: 93920247 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Manin, Bernard
KURZBESCHREIBUNG französischer Politologe und Hochschullehrer
GEBURTSDATUM 19. April 1951
GEBURTSORT Marseille